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Mitglieder und ihre Fahrzeuge Mitglied Tilo Sickinger

Mitglied Tilo Sickinger

MITGLIED TILO SICKINGER MIT SEINEM FORD A, AF STANDARD ROADSTER BJ. 1929 AUS DEM BERLINER MONTAGEWERK

“SIR” Mein erstes Auto (und ich fahr es noch heute !)

Im Wintersemester 1961 und folgende studierte ich (Freiburger, 21-jährig) in Karlsruhe und war oft bei meinen Eltern in Herbolzheim 30 km nördlich von Freiburg.
Der Traum eines jeden Studenten war damals ein Fortbewegungsmittel, das über ein Fahrrad hinausging. An der Uni Karlsruhe  bewunderte ich 2 Dixies, ein paar Standard-Käfer, Maicos und andere Mini – 4-rädrige Fortbewegungsmittel der Wirtschaftswunderzeit; vor 2-Rädrigen hatte und habe ich einen Heiden Respekt, da ich genug von Motorradunfällen über meinen Vater (Arzt im Krankenhaus) mitbekam. Meine Studenten-Bude (mein damaliger „Wechsel“ = monatliches Geld fürs Studium, allesinklusive, belief sich über 300 DM) hatte ich beim ‚Emil’ Reichert, Lehrer und wohlbekannt als ‚Exzentriker’ (er sammelte schon damals alte Autos) in Karlsruhe; sein Bruder hatte das heut noch existierende Oldtimer-Museum in Marxzell bei Ettlingen, zwischen den Brüdern tobte ein Oldtimer-„Sammelkampf“, wobei gesagt werden muss, dass damals m. W. der Begriff OLDTIMER noch nicht so bekannt war ?!.
Emil war ein Eigenbrötler, fuhr mit seinem Mercedes 170er-Holzvergaser und seiner Mauser-Einspur herum, als Motorenöl filterte er Altöl durch 2 alte Matratzen, sein Hof / seine „Werkstatt“ waren tabu für alle und jeden.
Mein Vater meinte, als ich ihn mal auf meinen Autowunsch ansprach:
‚Ich kauf Dir keins, kauf Du Dir selber eins’. Und das wurde mein Glück!
Ich suchte damals ein Auto, also alles, was 4 Räder hatte und von mir noch  bezahlbar war, aber selbst ein Standardkäfer z.B. 12. Hand war mit 1200 DM noch viel zu teuer. Das erzählte ich auch dem Mechaniker, der den Opel meines Vaters wartete. Dieser kam Herbst/Winter 1961 dann einmal zu mir und sagte:
‚Da steht auf dem Schrottplatz beim Tennisplatz ein Auto, das könntest Du billig kaufen’.
Nachts bin ich hin, um dem Besitzer des Schrottplatzes nicht mein Interesse zu zeigen (nun, ich war ja als der „Sohn des Chefarztes“ bekannt – grins).

Dies Auto war nach meinem minimalen Verständnis seinerzeit wohl Vorkrieg, Kabriolett (toll !), mit über den Kotflügeln abgeschnittenem Heck (da musste wohl ne Holzpritsche drauf gewesen sein), Traktorreifen, 3. Gang blockiert, als landwirtschaftliches Fahrzeug zugelassen !!!
Der Mechaniker hat mir dann das Auto für 350 D-Mark (von meinem Sparkonto mit 550 Mark) gekauft und fuhr mir das abgemeldete Vehikel ohne Nummer auf unseren Parkplatz vor das Haus meiner Eltern …
‚Spinnst Du, dieser Schrotthaufen, unmöglich!’ waren die ersten Reaktionen meiner Eltern zu einer Zeit, als alles Alte weggeworfen wurde, und dieser Schrotthaufen „Auto“ auf dem Parkplatz vor ihrem Haus nagte wohl ihrer Meinung nach sehr an ihrem Image…

Aber der Ford war da! Und er war ein echtes Auto … Das war Winter 1 9 6 1

Ein Ford AF Standard Roadster, in Kisten zerlegt aus USA importiert, montiert Januar 1929 von Ford im Werk Westhafen Berlin, kostete 3.445  Reichsmark im Jahr 1929, hat das org. Typenschild ‚Ford Motorenwerke Berlin’, mit etwa 60 tsd. Km, einen 2 Liter (ein hubraumsteuerlicher Wahnsinn für einen Studenten) AF–Motor mit 28 PS, komplett bis auf das fehlende Heck, originales 29-er Verdeck, originale Farbe ein schmutziges Braun (entsprach damaligem VW-mittelbraun) mit schwarzen Kotflügeln, nur ein Vorbesitzer, der Oberlehrer Probst aus Burkheim am Kaiserstuhl, von ihm umgebaut zum landwirtschaftlichem Fahrzeug (Hubraumsteuer sparen!), blockierter 3. Gang, mit 4 Traktor-reifen, Holzpritsche, um damit in die Reben zu fahren !

Und so begann meine „Oldtimerfaszination“, von der ich damals noch nichts wusste. Ich wollte ja nur „ein“ Auto!
Dann bin ich zu dem Erstbesitzer Eugen Probst, ein über 80-jähriger Oberlehrer in Burkheim am Kaiserstuhl; etwas ungläubig wurde ich empfangen, aber Herr Probst ging dann mit mir in seine Scheune und dort fanden wir in einer Ecke im Heu die originalen Polster des fehlenden Schwiegermuttersitzes, alle 4 Steckfenster, ein Steckstab für diese Fenster, die Andrehkurbel – gleichzeitig Radmutternschlüssel, das Reserverad.
Und ich bekam leihweise sein Foto von 1929, auf dem der Ford mit stolzem Erstbesitzer und mit dem nicht mehr aufzufindenden abgeschnittenen Heck (es war ja später eine Holzpritsche montiert) zu sehen ist:

Herr Probst mit über 80 Jahren war mir gegenüber (ich war ein junger Spund von 21 Jahren) sehr skeptisch; als ich aber 1 Jahr später mit dem reparierten Ford zu ihm fuhr, weinte er vor Freude, dass sein Auto „weiterlebte“.
Ein junger Karosserie-Blechner in Herbolzheim, der damals sein Handwerk verstand, baute mir das Heck wieder auf, nach dem Foto des Erst-besitzers, klar, es war nicht ganz original, aber was soll’s, es war wieder ein ganzes Auto !
Später in 2001 auf der ‚DAVC Bad Krozingen’ Fahrt durch Burkheim hielt ich vor dem ‚Probst-Haus’, um meiner Beifahrerin Odile davon zu erzählen, als aus dem Haus ein älteres Paar trat und er meinte: ‚Der Wagen sieht aus wie der vom alten Probst’, was ich ihm dann bestätigte.

Auf meine damaligen Anfragen bei Ford Köln zum Ford A erhielt ich nur die Antwort:  ‚Im Krieg alles verbrannt, wir wünschen Ihnen viel Glück!’
Und oh Wunder, mein Vater zeigte Verständnis, half mir finanziell, vor allem bei den 4 teuren Dunlop-Reifen 4.50×21“ aus England, vermittelte mir seine Freunde, einer hatte die Bosch-Werkstatt in Lahr, ein anderer eine Auto-Reparaturwerkstatt in Freiburg; dort lernte ich auch einen Freiburger Großgärtner kennen, in dessen einem leeren Gewächshaus ich den Ford neu lackieren durfte.
Wieder aufzubauen war der vom Vorbesitzer abgeschnittene Schwiegermuttersitz (einigermaßen gelungen, natürlich nicht original, da außer dem 29er Foto nirgendwo Infos zu finden waren), neue Reifen, Chrom statt Nickel, soweit finanzierbar, Reflektoren verchromen, neue Windschutzscheibe aus Verbundglas von der Autoglaserei Menzel in Freiburg, Gestänge-Scheibenwischer von einem 50er Mercedes, Differential richten (die Mutter des Kegelrades war auf der Kardanwelle festzuziehen, das Tellerrad hatte an einer Stelle nur einen ¾ Zahn, das musste aber aus Kostengründen so bleiben, alles wurde  mit Hilfe der Schlosserei Person in Herbolzheim gerichtet), wie auch den Flansch am Guss-Ansaugkrümmer schweißen, Auspuffrohr verlängern – der TÜV hatte damals gar kein Verständnis für originale alte Autos, Bremsen belegen, Trommeln ausdrehen, neue Kopfdichtung und Stahl-Riemenrad von einem Freiburger Autozubehör, viele Teile vom „Vergaser-Busch“ Freiburg, neue elektrische Verkabelung (mit Sicherungen !) aus Lahr,
abschmirgeln bis aufs Blech in der Gärtnerei, lackieren usw. Der erste Pleuel im Motor klopfte ab 70 km, das musste bleiben, kein Geld für ne Motorenüberholung, also fuhr ich eben nach der 2. TÜV-Abnahme „nur“ mit max.  knapp 70 km in der Ebene.
Anfänglich begann ich mit einer „Wasserpumpenzange“ zu schrauben, dann „lieh“ ich mir das spärliche Werkzeug meines Vaters zu seinem großen Missfallen aus und langsam wuchs mein eigener Werkzeugbestand, teuer, für einen Studenten mit 300 Mark im Monat.
Beim „Emil“ aber in Karlsruhe stieg ich in seiner Achtung mit dem Ford.
Von etwa 1962 bis 1965 fuhr ich meinen „SIR“, wie ich damals den Ford taufte. Zum Skilaufen ging’s im Winter auf den Feldberg, ich hatte mir „Schneeketten“ gemacht, Kettenstücke mit Riemen zum Umschnallen der Reifen durch die Speichen der Hinterräder; damit fuhr ich ab Bärental über  das ungebahnte damalige „Canapé“ noch vor dem Schneepflug zum Feldberg rauf, die damaligen „modernen“ Autos blieben alle im Schnee stecken, warteten auf den Schneepflug, unsere Ski waren auf dem rechten Trittbrett und an der Scheinwerferhalterung festgeschnallt.
Und Mädchen lehnten es damals kategorisch ab, in so ne „alte Karre“ zu steigen – ganz im Gegensatz ab 1984.

Der Fotograf hatte 1962 den Ford mit Opel verwechselt, auch wohl den Jahrgang … unser Dackel im Verdeck liegend hieß „Männle“ !
Zum Solituderennen 1962 bekam ich eine Einladung, im Korso mitzu- fahren; die Nacht zuvor machten meine beiden Freunde und ich Alt-Heidelberg unsicher, wir schliefen etwas zu dritt im Ford auf einem Autobahnrastplatz vor Stuttgart, Zimmer mieten war zu teuer –

und fuhren dann den Korso (rechter Scheinwerfer Aufkleber „Korso“) mittags auf der Solitude mit.
In diesen 60er Jahren war ich mit dem Ford auch am Genfer See zu den Europa-Wasserskimeisterschaften, im Auftrag unseres jungen Wasserskiclubs WSC-Breisgau (existiert heute noch in Sasbach am Kaiserstuhl), um in Vevey zu sehen, wie richtig Wasserski gelaufen wird; ein schöner S8-Film war das Ergebnis.
Etwa 1963 lernte ich das historische – seit 1560 – Gasthaus „Zum Laub“ (neben meinem Ford war auch Napoleon 2x dort – grins) in Berghausen/ Pfinztal bei Karlsruhe und seinen Wirt Karl Becker kennen; zu dieser Familie entwickelte sich dann insbesondere zu seinem Sohn Klaus eine feste Freundschaft. Karl war früherer Herren-Renn-Fahrer mit Privat-Bugatti gewesen, ein „Grandseigneur“ der alten Schule, seine Freunde und Gäste bis in die 70er hinein waren die meisten frühen deutschen Rennfahrer und Flieger der 20er und 30er, Karl fuhr damals oft mit seinem Bugatti am Schauinsland mit; Karl und vor allem sein Sohn Klaus wurden zu wichtigen Menschen in meinem Leben; über den 62er Alfa Giulietta Spider von Klaus in diesen Jahren kam ich dann 1967 vom ersten selbstverdienten Geld für 6.000 DM zu meinem ersten Giulia Spider (4. Hand, von 1963) und war dem Oldtimer-Bazillus hoffnungslos verfallen.
Karl vermittelte mir zur Aufbesserung meines Studien-Wechsels u. a. die Vermietung des Fords an das Fernsehen in Baden-Baden für die Sylvester Sendung mit Hans Clarin, im Raum Karlsruhe dann Werbung für Käse aus Dänemark im „SIR“ mit Wikingerkostüm.

In 1964 fuhr mir ca. 30 km lang ein Auto nach, bis zu meinen Eltern. Ausstieg ein Amerikaner, der sagte, das wäre genau das Auto seines Vaters und er wolle es kaufen. Vor meinen Eltern und mir legte er bar 10.000 DM (1964 viel Geld) auf den Tisch, meine Eltern zischelten: „Verkauf, Verkauf !“ – und ich brachte es nicht übers Herz, den „SIR“ wegzugeben – Gott sei Dank !

1965 machte nachts ein Unfall (unbeleuchteter LKW mit Anhänger auf der Straße, mein Ford mit mattem Vorkriegslicht) bei Karlsruhe der Ford-Fahrerei ein Ende, mit dem Kühler war ich unter den Hänger geraten, Chassis verzogen, mir fehlten 2 Schneidezähne… (es folgten als Studenten-Autos dann ein Renault 4CV „Cremeschnittchen“ und vor allem 3=6 DKW’s, die unverwüstlichen 2-Takter, die ich heute noch sehr schätze). Doch auf den Faschings-Umzügen der Ende 60er und im Schlepp die Konfettikanone der „Herwelzer Stroßefeger“, gebaut von meinem Freund Paul Person, wurde in Herbolzheim mit dem Ford weitergefahren, mit roter Nummer.

Herwelzer Stroßefeger 1967

Von 1967 bis 1982 stand dann der Ford im Hof bei Klaus im „Laub“ in einem Schuppen, gammelte vor sich hin, Mäuse, Hühner und Kinder spielten darin. Als ich meiner früheren Frau 1978 erstmals den Ford zeigte, bekam ich zu hören: ‚Was – das ist ein Auto? Wo ist der nächste Mülleimer? Deckel auf, Auto rein und Deckel zu!’ Und SIR und ich träumten weiter, wir waren damals eine junge Familie mit 2 Kindern, kein Geld für so was wie den Ford, …

1981 war ich auf einer Dienstreise abends mit Kollegen vom Kundendienst Mercedes in Algier zusammen, und ich erzählte vom alten Ford. ‚Warum restaurierst Du Den nicht?’ hieß es. Tja, kein Geld, keine Garage usw. ‚Aber’ – sagte mir einer – ‚unsere Lehrlingswerkstatt in UT (Untertürkheim) repariert (damals noch!) kostenlos Fremdfabrikate, wenn Du die Ersatzteile bringst, nur ein kleiner Beitrag zur Urlaubskasse …’
Das war der Anstoß, ich fragte mich in der Ausbildung in UT bis zu dem Meister durch, der Reparaturen von Fremdfabrikaten machte. Meister Trojan betrachtete die Bilder vom Ford, schüttelte den Kopf und meinte: ‚Meine Lehrlingsgruppe soll hier reparieren, innerhalb der 14 Tagen bei mir Teile tauschen, und Sie haben für dies Auto keine Ersatzteile; wir können zwar jedes Teil hier herstellen, aber das ist nicht der Sinn der Ausbildung !’ – ‚Und wenn ich Ihnen die Teile bring?’ fragte ich – ‚Das schaffen Sie nie!’, war seine Antwort.
Beim nächsten Urlaub an der Costa Brava hörte ich von einem Oldtimersammler mit kleinem Museum in Gerona und dort zeigte mir der alte
Patron im Garten eine Ford A Hinterachse. Die war natürlich zu groß, zu schwer zum Mitnehmen nach Deutschland; in einem Mischmasch von Französisch, Katalanisch und mit Händen und Füßen machte ich ihm klar, dass ich „nur“ das Teller- und Kegelrad bräuchte: Und, zwei Pinien weiter lag das Gesuchte unter einem Karton mit Schnur original zusammengebunden eingefettet unter einer anderen Pinie. Der Anfang war gemacht, von der Schwabengarage in Stuttgart hörte ich von einem dortigen Verkäufer mit einem  Ford A, Peter Mangold; Peter half mir mit der Adresse des ersten Ford A Teilehändlers in Berlin, mit weiteren Adressen in USA und so kaufte ich sachte (sehr zum Missfallen meiner früheren Frau) die Teile zusammen, von denen ich wusste, dass der Ford sie brauchte. Und dann fuhr ich mit diesem Kofferraum voll A-Ersatzteilen zu Meister Trojan; der schaute sich den Inhalt des Kofferraums an, schüttelte den Kopf und sagte nur: ‚Bringen Sie mir das Auto !‘
Und so wurde die mechanische Überholung des Ford zum Hobby dieser Abteilung des Ausbildungszentrums (UT macht nur Mechanik, Sifi =
Sindelfingen nur Karosserie usw.), eine gut 1½ jährige Überholung, die ich mir mangels Geld, Platz, Maschinen, Werkzeugen und Wissen nie hätte leisten können. Auf einen späteren Anruf Meister Trojan‘s hin: ‚Kommen Sie gleich, wir starten den Motor auf dem Prüfstand’ bin ich während der Arbeitszeit rüber in die Werkstatt: Etwa 100 Lehrlinge standen andachtsvoll um den Motor herum, Meister Trojan startete, der Motor lief, Vergaser wurde eingeregelt und dann stellte Meister Trojan ein randvolles Glas Wasser auf den Motor, gab Vollgas – und das Glas blieb stehen, ohne einen Tropfen daneben.
‚Da seht Ihr’ sagte er zu seinen Lehrlingen‚ ‚was ein richtiger Motor ist! Das kann kein heutiger Motor mehr’.

Ja, und dann lernte ich im Stuttgarter Osten den Eigentümer eines Karosseriebetriebes für LKW-Aufbauten kennen, ein ‚knitzer’ Schwabe.
Der erlaubte mir, in einer Ecke seiner Werkstatt ohne Geld zu verlangen mit einem seiner Karosseriespezialisten (klar, den musste ich bezahlen) Feierabends das Chassis und die Karosserie zu richten, sein alter Sattlermeister machte mir Verdeck, Steckscheiben und Sitzpolster neu.
Warum umsonst? Der Patron hatte in (s)einer Garage eine wunderschöne „Katze“ stehen, ein rotes Jaguar-E Kabrio, und somit großes Verständnis für den alten Ford. Es gibt viele solcher Schwaben und auch andere, wie überall.
1984 wurde der Ford A vom „TÜV-Oldtimerpapst“ Matthias Gerst, TÜV-Südwest, getüvt, dann zugelassen und fährt seitdem im Frühjahr-Sommer-Herbst.

Das war ein Gefühl, seit 1965 die erste Fahrt wieder im „SIR“, wie alle Feiertage der vergangenen Jahrzehnte zusammen !

Seither bis 2003 ca. bis 6.000 km pro Jahr, unzählige Male Stuttgart – Herbolzheim – Sasbach am Kaiserstuhl, mit Kindern im Wasserskiclub
Urlaub machen, be- oder besser überladen mit Zelt, Gepäck, Fahrrad. Und einmal auf privater Deutschlandrundfahrt mit Familie, von Stuttgart über Saarbrücken bis nach Hannover und eine Teilstrecke mit der damaligen Hannoveraner DAVC-Frühlingsausfahrt zurück nach Stuttgart.
Wegen Modellwechsel bei meinem Jahreswagen fuhr ich für ein halbes Jahr mit meinem SIR täglich zur Arbeit und heim, alles Notwendige wurde mit SIR erledigt – ein halbes Jahr lang und SIR fuhr mich immer…!
Dann kamen die Südwest und Südbadener DAVC-Ausfahrten hinzu, dabei lernte ich dann Claude vom elsässischen Oldtimerclub CVAAM kennen und mir als frankophilem Freiburger war klar: DA musst Du auch hin. So begann eine schöne Freundschaft mit Mitgliedern des CVAAM; als weitere Folge meiner Besuche mit dem Ford (an Wochenenden Stuttgart –Elsass + Ausfahrten und zurück nach Stuttgart ohne Panne, immer ca. 800 km) verkaufte mein elsässischer Freund Patrick sein wunderschönes motorschwaches Mathis-Coupé, suchte sich einen Ford A und ist wurde stolzer Besitzer von 2 Ford, ein 1930er A-Roadster, dann noch ein A-Coupé und später ein Ford Thunderbird 1956 ! Und dann ist auch Jacques mit seinem 28er Phaeton A – aus der Biskaya geholt – hinzugekommen, Rainer mit seinem A–Fordor ‚OSCAR’ von 1930 aus Basel, Alfredo brachte seinen RL-A-Fordor aus Lateinamerika mit, Dieter Ludl aus Beuren mit seinem RL A-Phaeton, Dieter Bock mit seinem A-Phaeton, Angelika mit ihrem A-Coupé, der Ford A überzeugt jeden mit seiner Schönheit, seiner Zuverlässigkeit und Ersatzteilversorgung. (Eine weitere Geschichte dazu aus dem Elsass: “Wenn Roland de Culasse naiht“  im Anschluss an diesen Bericht).
SIR begleitete meine beiden Kinder schon immer und sie fahren begeistert den SIR, und natürlich auch meinen 1995 ‚neu‘ erworbenen alten Giulia Spider „RAZAL“ von 1962, der 2002 restauriert wieder auf die Straße kam.
Eine der großen Fahrten mit meinem Ford A, mit Frank und Thomas als Beifahrer, war mit meinen elsässischen Freunden Ostern 2003 Stuttgart – Elsass – Korsika und zurück, keine Panne, Verbrauch 3 Liter Öl, Benzin im ganzen Durchschnitt 13 Liter bleifrei, auf Korsika 18 Liter (daheim im schwäbischen, badischen und im Elsass durchschnittlich 12-14 Liter) mit dem seit 1987 eingebauten (auch originalem) 3,3 Liter A-Motor mit 40 PS (auch von Meister Trojan überholt, der dabei von mehr als 40 PS sprach), der originale ursprüngliche AF-Motor mit 28 PS (wurde verkauft) reicht hierzulande in den Bergen einfach nicht. Im April 2003 kam dann sogar eine richtig wirksame Heizung aus USA für kalte Tage hinzu, ein kombinierter Auspuffkrümmer mit darüber integriertem Heizungskanal, aus einem Stück gegossen von OTWELL/USA, eines von unzähligen Ford A Zubehörteilen. Der Lüfter bläst in einen Trichter Luft, die über den heißen Auspuffkrümmer in den Fußraum des „SIR“ geleitet wird. Und ich, frankophil, zog als Rentner 2004 ins Elsass, la Belle France !

Und wenn ich es schaffe, 89 Jahre zu erleben, feiere ich mit meinem „SIR“ seinen 100sten mit einer Ausfahrt, mit einem meiner Kinder am Lenkrad ! Aber erst mal musste der Ford A – Motor, der Ende 2006 nach 30-tsd. km einen Pleuellagerschaden hatte, repariert oder besser gegen den seltenen Kölner Ford F.K. (G28T) Motor getauscht werden (der Kölner F.K. Motor, verbesserter Nachfolger des B–Motor, hat im Gegensatz zum A–Motor mit Tauchschmierung der Pleuel die bessere modernere Semi-Druck-Schmierung – wichtig in den hiesigen Bergen). Den A-Motor haben Roland (alter 71-jähriger Auto-Mechaniker, im Ruhestand, aus Ensisheim mit einer Hinterhof-Werkstatt) und ich natürlich repariert, und den brauchte dann gleich auch Rainer, an dessen Motor sich die nachträglich eingebauten Ventilringe selbständig gemacht hatten; dieser „Meister Trojan“ A-Motor*) läuft weiterhin im Oscar von Rainer. Das stand nun im Frühjahr 2007 an.
Einen solchen überholten, mit zentraler Semidruck-Schmierung ausgestatteten F.K. – Motor G28T aus Köln (Bj. 32-34) habe ich nun im Frühjahr 2007 von Viklit aus Dänemark erworben, mit unserem elsässischen „Patron“ Roland und Freund Patrick eingebaut, zusätzlich die originale Motorlagerung auf die zur Nachrüstung aus USA angebotene gummigelagerte hintere Motoraufhängung mit Hilfe von Peter Wisser und Roland angepasst und umgerüstet.
Meine heute erwachsenen Kinder baten vor der Reparatur mich: „Papa, wenn Du den Ford reparierst, mach ihn bitte so, dass er hält.“
Was für mich bedeutete, es musste der F.K. G28T- Motor sein, denn Ute und Jan wollen auch nach mir noch mit „SIR“ fahren …
Und so rollt „SIR“ ab 2007 mit seinem „neuen“ alten Motor weiter,
und das hoffentlich noch sehr lange…
Im Mai 2009 war „SIR“ mit dem elsässischen Club CVAAM für 5 Tage in Tours an der Loire, Fahrt insgesamt rund 1.700 km. Wir haben uns die Schlösser der Loire angeschaut, Museen usw. Sowohl „SIR“ als auch das 2 Jahre jüngere Ford A Coupé von Freund Patrick haben uns ohne Probleme hin- und zurück gebracht, andere viel jüngere Oldies hatten teilweise massive Schwierigkeiten…

Und es geht immer weiter…:
Im August 2010 in einer drückend heißen Nacht wachte ich so 2°° morgens auf und konnte nicht mehr einschlafen. Also hab ich meine Ebay-Such-anfragen über meinen PC abgerufen und dabei war ein Angebot aus Frankreich eines Solex-Vergasers, Typ 30 AKV made bei Solex France, Nachrüstung für Ford A ab etwa 1946, mir bis dahin völlig unbekannt:

Bisheriges ‚Problem‘ war der recht hohe Benzinverbrauch der A-Motoren und auch des Kölner G28T B-Motors mit 3,3 Liter Hubraum, mit USA-Tillotson-Vergaser  (wie auch der Verbrauch der A-Motoren der Freunde Rainer, Patrick, und andere).
Der Solex 30 AKV Steigstromvergaser wurde für 75 € Sofortkauf angeboten und so hab ich den Nachtens gekauft, mein Traum dabei, Minderung des Spritverbrauchs. Im Internet hat ein Schweizer seine Restaurierung eines Ford A Pick-up mit diesem Vergaser detailliert beschrieben und dabei auch die exakte Düsenbestückung des AKV aufgeführt. Dieser Vergaser Solex 30 AKV made in France war in Frankreich an Renault-Traktoren D 30, 3042 oder  85 der Jahre  40 / 50 und Citroën Rosalie montiert.
Der Solex AKV ist seit dem August 2010 eingebaut und der Verbrauch des Kölner G28T Motor ist auf 10-14 Liter/100km runtergegangen; der weiter unerwartet äußerst positive Nebeneffekt neben dem wesentlich geringeren Benzinverbrauch ist, dass der G28T-B-Motor gegenüber der Ausrüstung mit dem USA-Tillotson oder Zenith Vergaser sehr viel „lebendiger“ geworden ist, vergleichbar wie ein Umstieg vom Goggo auf Porsche… J 
Seitdem sind wir für Freunde des Ford A hier auf der Suche nach weiteren Solex 30 AKV-Vergasern, welche haben wir schon gefunden. Allerdings muss ich sagen, dass mein Fund in ebay ein Glückstreffer war, der Vergaser ist komplett mit Umlenkgestänge, hat keine Schäden, kein Spiel in den Drosselklappenachsen! Nun macht das Fahren mit dem „SIR“ noch mehr Spaß!

In 2009 war die Überholung der Hinterradlager fällig; aus USA bezog ich die Lager und Naben, und alles wurde korrekt eingebaut – bis – ja bis Anfang 2011 bei einer Prüfung der Lager sich zeigte, dass die Naben aus USA innen auf der Lauffläche der Lager und Naben NICHT gehärtet waren! So bildete sich aus dem Lagerfett und dem Metallabrieb aus den Naben eine trockene Masse und guter Rat war teuer. Der mir bekannte Ford A Experte Kurt Baier aus Steinen hatte eine Reparatur der Radlager der Hinterachse entwickelt, die der von USA Händlern Snyder, Macs usw. angebotenen Lösungen weit überlegen ist. Diese Lösung ist an der gerade überholten Hinterachse seiner restaurierten Ford A Limousine eingebaut. Es werden handelsübliche Wälzlager INA, 2 Simmerringe, und je eine (selbst) gedrehte/gehärtete Büchse verwendet. Diese Reparatur wird mit Sicherheit den „SIR“ überleben.
Anfang Oktober 2011 war ich mit meinem elsässischen Club CVAAM auf der „Rallye des Vendanges“, wie jedes Jahr am ersten Sonntag im Oktober, als sich plötzlich ein klackendes Geräusch aus Richtung Hinterachse bemerkbar machte. Heim bin ich noch gekommen, und dann hat mein Freund (und Automechaniker) Roland dies Geräusch in dem Differential diagnostiziert. In den noch warmen Tagen des Novembers haben wir die Hinterachse ausgebaut und bei Roland zerlegt. Schaden: der Lagerhals am Differentialinnenkäfig eines Lagers war abgebrochen, und das Tellerrad an drei Zähnen stark zermalmt. In der Werkstatt bei Peter in Gundelfingen wurden alle Teile gewaschen und die Lagerschalen per Induktion entfernt (äußerst schonende Methode). Über Freund Kurt bekam ich Ersatzteile in Kommission, von Snyders USA die Lager und Kleinteile, mein Freund Peter in Belgien (Ford A Experte Motoren, Getriebe, Hinterachsen) hat mir angeboten, mir mit Teilen zu helfen und das Differential und Hinterachse zusammenzubauen – eine kniffelige Arbeit, da die Distanzen des Teller- und Kegelrad genau ausgemessen werden müssen. Am 22. Januar 2012 fuhr ich nun mit der zerlegten Hinterachse und den Ersatzteilen zu Peter nach Belgien und in den ersten warmen Tagen im Frühjahr 2012 war die überholte Hinterachse wieder im „SIR“ eingebaut, denn die Saison begann…

Das war nun Stand Januar 2012, „SIR“ ist mit seinen 83 Jahren wieder fitter als je zuvor und auch erfreuen sich schon die Ford A „Oscar“ von Rainer, der von Alfredo, von Klaus-Dieter, von Patrick, Dieter und der von Peter in Belgien an den „neuen“ Solex-Vergasern 30 AKV (ab 1946 für den A gebaut) an ihrer größeren „Vitalität“ und wesentlich geringerem „Durst“. Auf diese Vergaser warten noch weitere A-Fahrer, doch das Finden dieser Solex 30 AKV und vor allem der dazu passenden Düsen – die kleinen Messingdüsen müssen heute ihr Gewicht in Gold bezahlt werden – wird immer schwieriger. Nun Ende 2014 hat auch Jacques vom CVAAM seinen Solex 30 AKV, und ist glücklich damit. Für meinen G28T – Motor aus Köln hat mein Solex 30 AKV nun ein etwas größeres Mischrohr = Luftkorrekturdüse (520 statt 510) erhalten, somit etwas mehr Luft im Gemisch und ein besseres Kerzenbild.
2012 wurde die Wasserpumpe in USA von J. Ruppert auf Leakless umgebaut, weitgehend wartungsfrei bis auf 2 Stöße mit Wasserpumpenfett alle 800km…

2013:
Der Erstbesitzer Oberlehrer Probst Burkheim/Kaiserstuhl hatte den Ford nach dem II. Weltkrieg als landwirtschaftliches Fzg. zugelassen, Traktorreifen, 3. Gang blockiert, Heck mit Schwiegermuttersitz abgeschnitten, eine Holzpritsche auf dem Heck. Ein junger Karosserieblechner, Patient meines Vaters, hatte 1961 das Heck nach einem Originalfoto von H. Probst und den in seiner Scheune gefundenen Polstern des Notsitzes aufgebaut.
Diese Konstruktion hielt bis 2012, dann brach der Rost durch, die Heckklappe war nur noch Schrott.
Mein Freund Hubert Böhler aus Neuenburg, Oldtimerfan, genialer Karosserieblechner, Autolackierer, Automechaniker (besonders Alfa Romeo) hat diese Heckklappe bis Juli 2013 nach Originalvorgaben neu aufgebaut, rostsicher ! Kosten 30 Stunden à 40€, Material 150€ Eine fantastische Arbeit !!!

Nun, seit 2014, fährt auch Alix, meine französische Traumfrau, gerne mit SIR mit, noch als Beifahrerin, was sich hoffentlich ändern wird. Und Alix hat im Herbst gleich reklamiert, dass die Heizung (originales Zubehör OTWELL HEATER MODEL 14, in USA gebaut) mit ihrem heißen Luftstrom die Schienbeine des/der Beifahrers/in „grillt“. Und so wurde von Hubert aus Steinenstadt ein Luftumlenker gebaut, der in kühlen Zeiten den heißen Luftstrom im Fußraum rechts und links verteilt.

Seitdem fährt Alix auch ab März und bis Oktober mit !
2016 weitere große Fahrt mit dem CVAAM.com in die alte französische Provinz TOURAINE, 2093 km, 11,7 l/100km, wegen Tankstellenstreik oft auf Benzinsuche, jedoch ohne Probleme wieder heim ins Elsass.
Nach dieser Fahrt habe ich den von Fa. Laubersheimer aus Landau auf kontaktlose Zündung umgebauten originalen Verteiler eingebaut, weiteres Detail zur Fahrsicherheit (äußerlich ist der Ford A-Verteiler original), kombiniert mit der seit 1989 versteckt verbauten Transistorzündung.
Die Leuchten des SIR sind bis auf die H4 – Halogenscheinwerfer alles LED-Birnchen, wenn hier eine LED mal ausfällt, brennen x weitere, im Gegensatz zur Glühfadenbirne (leider immer noch deutsche TÜV-Bedingung), bei der bei Ausfall es Nacht wird. Hier schlafen deutsche Behörden bei Zulassung von LED Nachrüstung.
2017 waren Alix und ich mit dem SIR im Burgund, zusammen mit 3 weiteren Ford A von Angelika, Dieter und Rainer und weiteren Oldies der Badischen  Oldtimer Freunde auf einer traumhaften Fahrt der Doubs entlang, im Burgund und zur der Saline Royale….
2017 tauschte ich die Scheinwerferreflektoren (bisher 1950er Bosch-Reflektoren für Mercedes mit Halogen) gegen USA H4 Reflektoren, für diese sind die H4-6Volt-Halogen-Lampen leichter zu bekommen. Zur Entlastung des originalen einwandfrei funktionierenden Lichtschalters baute ich je 1 Schaltrelais für Fern- und Abblendlicht ein.
Weiter baute ich mit Sohn Jan den Flathead-Bremsenkit für Ford A von Flathead Ted aus New Zealand ein; die Bremswirkung der mechanischen Gestängebremse wird stark verbessert durch nun schwimmende Brems-backen in der originalen Trommelbremse.

Mein Freund Patrick hatte 2019 sein aus USA importiertes Cabriolet auf von 6 Volt 12 Volt umgerüstet und ich begann zur selben Zeit, die dazu nötigen Teile für eine spätere Umrüstung zu sammeln, z.B. Anlasser 12V- Wicklungen, einen Bosch Drehstromgenerator, Relais, Zündspule usw.

Und es kam das Frühjahr 2020 und mit ihm das Virus Corona…
Hier im Elsass hatte die Pandemie nach einem Evangelisten-Treffen mit mehr als 2000 Teilnehmern besonders zugeschlagen, es wurden für über 2 Monate eine strikte Ausgangssperren (nur Einkaufen, Arztbesuch mit einem Passierschein war möglich) verhängt, die Grenzen zur Schweiz und Deutschland waren geschlossen. Alle Oldtimer-Ausfahrten in 2020 mussten weitgehend storniert werden. Diese Sperre bot mir die ideale Gelegenheit, SIR auf 12 Volt Bordspannung umzubauen; dazu habe ich mir Zeit gelassen; Schaltrelais – um die originalen Ford A Schalter zu entlasten – erhielten die Hupe  und der Bremslichtschalter, jeder der beiden Halogen-Scheinwerfer-Einsätze, die originale Bosch 6 Volt Hupe (mit 12 Volt Schaltrelais) einen Widerstand und für den 6V Wischermotor wurde versteckt innen unter dem Tank ein Spannungswandler (12 auf 6 Volt) eingebaut. Der gesamte Umbau war zeitig zur Lockerung der Ausgangssperre und damit zum TÜV-Besuch – Contrôle Technique) Mitte Mai 2020 fertig.

Euer Tilo Sickinger